Ein inspirierendes Porträt
Maria Rosi Keretz, geboren 1939 in Kärnten
Mein Lieblingstier: Hund
Mein Lieblingsessen: Spaghetti in allen Varianten
Mein Lieblingsgetränk: Tee
Mein liebster Tanz: Walzer
Mein Motto: „Bleibe neugierig, habe Mut!“
Im Juni 2024 präsentierten wir die Ausstellung unserer MALFREU(N)DE im Foyer der Mitterfeldstraße unter dem Titel „10, 25, 60 Lenze und heute“. Im Vorfeld stellten wir den beteiligten Künstlerinnen und Künstler einige Fragen, darunter auch: „Welches Lebensalter betrachten Sie im Nachhinein als besonders schön?“
Die Antwort von Maria Rosi Keretz war für uns besonders beeindruckend: „Die schönste Zeit ist jetzt – ich habe mich frisch verliebt!“ Neugierig geworden, trafen wir uns mit Frau Keretz auf einer Parkbank in der Mitterfelder Grünanlage und entdeckten dabei, dass das Leben selbst im hohen Alter noch voller Überraschungen sein kann.
Frau Keretz erzählte uns, dass sie ihren Lebenspartner Günther vor etwas mehr als zwei Jahren auf dem Winter-Tollwood auf der Münchner Theresienwiese im Rahmen eines Quartierausflugs kennengelernt hat. „Er hat mich angeschaut, und ich hab‘ zurückgeschaut“, sagt sie lächelnd. Was zunächst ein unscheinbares Aufeinandertreffen war, entwickelte sich schnell zu einer tiefen Verbindung. „Günther ist wahnsinnig zärtlich und liebevoll“, schwärmt sie. Im Vergleich zu früheren Beziehungen sei diese Liebe von einer Sanftheit geprägt, die sie bisher nicht gekannt habe. „Früher waren die Männer, die ich kennenlernte, oft bestimmend und draufgängerisch. Das war nicht schön. Mein Ex-Ehemann ist über 25 Jahre fremdgegangen, und ich war mit den drei Kindern oft allein.“ Diese schwierigen Zeiten haben Spuren hinterlassen, doch heute blickt sie voller Zuversicht in die Zukunft.
Seit den 60er Jahren lebte Frau Keretz mit Familie in Neuperlach. „Die Wohnung war groß und schön, wir hatten als Familie genügend Platz, aber das Leben war nicht immer leicht.“ Nach der Scheidung zog Frau Keretz mit ihren Kindern in die Mitterfeldstraße nach Laim-Pasing. Sie arbeitete als Haushaltshilfe und Putzkraft, um über die Runden zu kommen, und erkrankte schließlich aufgrund der Überforderung. „Interessanterweise war die Zeit in der Klinik für mich das Beste, was mir passieren konnte. Ich hatte dort mal Zeit für mich, konnte Kraft tanken und habe viel aus den Gesprächen mit dem Psychologen gelernt.“
Mit Günther Hailer, der heute noch als Künstler arbeitet, teilt Frau Keretz heute eine Leidenschaft für Kunst und Kreativität. „Das macht einen großen Unterschied. Er ist offen, interessiert sich für viele Dinge, besonders für die Natur.“ Diese Offenheit spiegelt sich auch in ihrer gemeinsamen Zeit wider: „Ich stehe früh auf, mache Kaffee für meinen Schatz, dann machen wir Tee und legen uns noch einmal hin. Wir haben uns lieb“, beschreibt sie einen typischen Tag mit einem Lächeln.
Besonders schätzt Frau Keretz die Angebote im Mitterfelder Quartier, wie das „Frida & Kurz“ Singen im Kulturzentrum Luise und die regelmäßigen Treffen der Malfreu(n)de, angeleitet durch die Kunsttherapeutin Claudia Probst. „Ich würde gerne im Rahmen des Montagscafés öfter etwas vorlesen, da ich viele Gedichte und biografische Texte schreibe.“ Ihre kreative Ader zeigt sich auch hier: „Zuletzt habe ich ein Gedicht über die „Zeit“ vorgetragen, das dann sogar für alle Gäste im Montagscafé ausgedruckt wurde.“
Für ältere Menschen, die zögern, eine neue Beziehung einzugehen, hat Frau Keretz einen Rat: „Halten Sie die Augen offen, schauen Sie sich das an. Versuchen Sie, sich darauf einzulassen. Manche haben keine Neugier mehr, haben Sorge und Ängste. Ich bin jetzt 84. Haben Sie den Mut. Das ist jetzt meine schönste Zeit… und es ist wunderschön!“
Das Leben hält in jedem Alter schöne Überraschungen bereit, wenn man nur den Mut hat, sich darauf einzulassen.
Das Interview führte Nikolaus Schön, verantwortlich für das kulturgeragogische Programm im Mitterfelder Quartier.
DIE MALFREU(N)DE
Die Künstlergruppe im Mitterfelder Quartier besteht aus lebenslustigen Hochbetagten, die sich regelmäßig treffen, um mit Bleistift, Pinsel oder bloßen Händen individuelle Werke zu erschaffen. MALFREU(N)DE bieten ein kreatives Mitmachangebot für ältere Menschen, die Freude am gemeinsamen künstlerischen/kulturellen Austausch haben. Sie leben im Münchner Westen – machen Sie einfach mit!