Diese Ausbildung ist eine große Chance für mich
Maximilian Behringer ist ein bayerisches „Urgewächs“, stammt aus Rosenheim und lebt seit 15 Jahren in München. Er bleibt aber, sagt er, lieber für immer ein Rosenheimer. Maximilian hat eine Familie und ist Vater von drei „tollen Mädels“. Die generalistische Pflegeausbildung ist für ihn ein weiterer Schritt auf dem Berufsweg, wobei er selbst noch gespannt ist, wohin dieser ihn führen wird. Eines ist aber sicher: Beim Kickern ist er immer vorne mit dabei…
Frage: Wie kommt man als Familienvater darauf, eine Ausbildung zum Pfleger zu machen?
Maximilian: Das hat sich so ergeben. Ich habe zuvor als Krankenpflegehelfer gearbeitet und nebenher andere Jobs gemacht, in der Allianz Arena zum Beispiel. Ich bin bei den Barmherzigen Schwestern tätig. Im Kontakt mit denen hat es sich dann so entwickelt, dass ich sehr plötzlich die Möglichkeit bekam, diese Ausbildung bei den Mitterfeldern zu machen. Sozusagen von heute auf morgen. Mein Ziel ist, dass sich mit dieser Ausbildung ein paar neue Türen öffnen. Die generalistische Ausbildung bietet mir da recht viele Möglichkeiten. Das kommt mir entgegen.
Frage: Waren die „Mitterfelder“ geplant oder Zufall?
Maximilian: Eher Zufall, oder auch wieder nicht. Man hat mir zwei Schulen angeboten. Nachdem ich bei Frau Götzer (Schulleiterin der Mitterfelder Akademie) beim Vorstellungsgespräch war, war dann schon klar, wo ich hinwollte. Der erste Eindruck zählt ja bekanntlich. Und der war so, dass ich hierher wollte.
Frage: Ohne zu direkt sein zu wollen: Als Familienvater sind sie ja schon ein bisschen älter als der Durchschnitt der Schülerinnen und Schüler in der Akademie. Wie sind Sie damit umgegangen? War das für Sie ein Thema?
Maximilian: Das war tatsächlich meine größte Angst, als ich damit angefangen habe, ob ich nicht zu alt dafür bin? Aber es gibt viele verschiedene Leute verschiedenen Alters, die in die Pflege gehen. In meiner Klasse bin ich übrigens so im Durchschnitt. Und für mich ist es halt auch so, dass ich mich einfach weiterbilden möchte. Dafür gibt es kein zu hohes oder zu junges Alter.
Frage: Man hört schon raus, dass es Ihnen gefällt, trotzdem noch mal die Frage: Fühlen Sie sich wohl in der Akademie der Mitterfelder?
Maximilian: Ja, also ziemlich einfach gesagt: Jetzt ist das zweite Lehrjahr zu Ende, es kommt der Urlaub, und dann kommt das dritte Lehrjahr. Ich hab schon zu Kollegen und Schulkameraden gesagt: Es ist traurig, dass es nur noch ein Jahr ist und wie schnell die Zeit vergangen ist. Im ersten Jahr muss man sich erst mal auf alles einstellen. Das zweite Jahr ist wie im Flug vergangen. Man wächst zusammen mit den Lehrern, mit den Kollegen, mit allen, die man trifft. Es ist eine herzliche und familiäre Atmosphäre. Wie gesagt: Schade, dass es in einem Jahr schon vorbei ist.
Es sind Leute aus vielen Ländern dabei. Wenn mir mal einer etwas schüchtern sagt, er könne halt nicht so gut Deutsch, dann sag ich ihm freundlich: Macht nichts, dann red halt Bayerisch…
Frage: Das hört sich alles sehr entspannt an. Trotzdem die Frage: Welche Herausforderungen gibt es?
Maximilian: Die Prüfungszeiten sind schon anstrengend. Es sind recht viele Prüfungen. Andererseits: Wenn du sie dann geschafft hast, dann freust du dich und bist stolz. In meiner Zeit als Krankenpflegehelfer hatte ich viel Nachtdienst, das war auch eine Herausforderung. Aber man stellt sich dann doch recht schnell darauf ein. Es ist einfach so.
Frage: Was ist Ihr Lieblingsfach?
Maximilian: Anatomie. Wenn es um Anatomie und den menschlichen Körper geht, wird es sehr interessant.
Frage: Da sind Sie schon der zweite, der diese Antwort gibt. Wie gehen Sie mit Situationen um, in denen klar wird, dass man einem Patienten nicht mehr so helfen kann, dass er geheilt wird?
Maximilian: Wir sind alle Menschen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass so etwas jemanden nicht belastet. Und doch: Wir arbeiten am Menschen. Auch, wenn man nicht mehr heilen kann, kann man vielleicht etwas Lächeln und Freude hervorrufen. Lachen ist die beste Medizin und ich versuche, die Leute am Leben teilhaben zu lassen. Egal wie schlimm eine Krankheit ist: wenn ein Patient etwas mit meiner Arbeit anfangen kann, dann ist mir das das Wichtigste.
Frage: Erzählen Sie uns eine berührende kleine Geschichte aus Ihrem Alltag?
Maximilian: Ich habe mal im Altenheim gearbeitet, da gab es eine alte Dame, wir haben uns sehr gut verstanden. Sie war Ordensschwester. Und sie mochte gerne Pizza, aber die Pizza im Altenheim war jetzt nicht so wie die vom Italiener. Also habe ich ihr ab und zu eine Margherita mitgebracht, wir sind zusammengesessen in ihrem Zimmer. Sie hatte immer große Freude daran und sie war eine herzensgute Frau. Sie ist inzwischen nicht mehr unter uns, aber irgendwie ist sie immer noch in meinem Herzen.
Frage: Gibt es auch was, was Sie nervt und worüber Sie sprechen möchten?
Maximilian: Mir ist gute Stimmung wichtig. Und wenn beispielsweise bei der Frühschicht schlechte Laune ausbricht, weil jemand ausgefallen ist, und man statt zu dritt nur zu zweit alles machen muss… das stört mich sehr. Kann man ja verstehen, wenn man darüber frustriert ist, aber wenn man etwas lockerer ist, kommt man da schneller drüber weg. Und dann fällt eben auch die Arbeit leichter, selbst wenn sie ein bisschen mehr ist. Aber wenn man schon bei der Übergabe diskutiert und jammert, wird’s nicht besser. Eine positive Einstellung ist schon hilfreich.
Frage: Braucht man die ganz besonders in Ihrem Beruf?
Maximilian: Jeder Betrieb, jeder Träger funktioniert anders, aber wir kümmern uns um Menschen. Das zählt. Ich hatte jetzt meinen Einsatz bei der ambulanten Tagespflege. Da war eine alte Dame, die sich alle zwei Monate die Haare gefärbt hat. Aber das konnte sie jetzt nicht mehr. Also hat das Pflegepersonal das übernommen, obwohl das jetzt nicht im Plan stand. Das ist mir auch ans Herz gegangen. Da habe ich mir gesagt: Wie schön ist das denn! Das ist Pflege, genau!
Das Interview wurde geführt von Wolfgang Kehl